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Literatur

An dieser Stelle sollen Hinweise auf Bücher und andere Veröffentlichungen gegeben werden die Themen im Zusammenhang mit der Strafrechtspflege vermitteln. Gleichfalls lenken wir den Blick auf Ausführungen über den immer stärkeren Einfluss der Zunft der Unternehmensberater die schon seit einiger Zeit den Bereich der öffentlichen Hand und Politik als Betätigungsfeld und Wachstumsmarkt entdeckt haben. Die Auswirkungen sind in allen Bereichen der Bundespolitik und in den Verwaltungen der Bundesländer erkennbar. Selbst beim DBH Fachverband war der Einfluss für die Organisationsveränderung unübersehbar und gab dieser von Praktikern mitgetragenen bundesweiten Vereinigung eine Wendung und gleichzeitige Entfremdung zu den vormaligen Mitgliedern. Erst nach Jahren kam es zu einer Korrektur und hierdurch zu einer direkten neuerlichen Beteiligung der Praktiker aus der sozialen Strafrechtspflege.

Durch derartige Serviceleistungen kann unabhängig von den eigenen Behörden und den dortigen Verteilern durch uns eine Zusätzliche Information angeboten werden. Wir wünschen uns eine Beteiligung der Mitglieder und der Leser damit möglichst oft entsprechende Beiträge eingestellt werden können.

“Angeklagt”

Robert Glinski , Okt. 2011, Ullstein – Taschenbuch , ISBN 978-3-548-37417-8

Von zehn Schwurgerichtsverfahren beschreibt der Autor – dieser ist Mitglied der Strafkammer für Schwurgerichtssachen am Landgericht Magdeburg – Motive, Umstände die gewöhnliche Menschen zu Schwerverbrechern machen. Es werden Spannende Einblicke in die Urteilsfindung der Justiz gegeben.

Anmerkungen: Dem Autor ist es gelungen die Fälle nachvollziehbar zu präsentieren. Auf Grund der Falldarstellungen nahm ich Kontakt mit Herrn Glinski auf. Er wurde gefragt ob in den dargestellten und weiteren Fällen Berichte zur Täterpersönlichkeit, gefertigt und vorgelegt durch den Sozialen Dienst der Justiz( in Sachsen-Anhalt gibt es keine Gerichtshilfe bei den Staatsanwaltschaften) vorlagen. Aus seiner Antwort ergibt sich das derartige Berichte ihm und seinen Kollegen nicht bekannt sind. R.D.Hering , Januar 2012

“Sieben Stunden im April”

Susanne Preusker, 2011 , Patmos Verlag , ISBN 978-3-8436-0038-5

Die Autorin war Gefängnispsychologin in Straubing/ Bayern. Es ist ein Hochsicherheitsgefängnis. Dort wurde sie von einem inhaftierten Sexualstraftäter eingesperrt, mit dem Tode bedroht und vergewaltigt. Ausgangspunkt sind die erlebten und durchlebten Stunden und Taten. Es geht dann weiter mit ihrem Überleben nach dieser Katastrophe und dem Kampf gegen Angst sowie den Erschütterungen. Was hat ihr geholfen sich eine neue Lebensqualität zu erarbeiten, wie verhielt sich aus ihrer Wahrnehmung das berufliche und private Umfeld.

Anmerkungen: Direkt, präzise und in den Bann ziehend so durchlebte ich die von Frau Preusker beschriebenen Zeiten. Es gelingt der Autorin Betroffenheit und Nachdenklichkeit auszulösen. Hier beschreibt Eine Betroffene die Folgen der Taten bis in die Gegenwart. Die an dem Verfahren beteiligten Fachleute haben ihre Arbeit abgeschlossen und sich den neuen Aufgaben zugewandt. Zu schnell und endgültig blenden wir die Opfersituationen aus. In diesem Buch spricht Frau Preusker von ihrem Leben und Überleben. Ich fand in diesem Buch viele Darstellungen von Opfern die in Gesprächen mit mir deren Erschütterungen bis in die Gegenwart beschrieben. Sie gibt somit ob gewollt oder nicht auch diesen Opfern eine Stimme. Diese Buch sollte für alle Fachleute in der Sozialen Strafrechtspflege eine „Pflichtlektüre“ auf deren Weg in den beruflichen Alltag werden.

“Konfliktlösung im Konsens”

Rechtswissenschaftliche Fakultät der Universität Graz, Leykam Buchverlagsgesellschaft, 2010, ISBN: 978-3-7011-0191-7

Das Buch fasst die Beiträge des 7. Fakultätstages der Rechtswissenschaftlichen Fakultät vom Mai 2010 zusammen. Es geht um alternative Konfliktbearbeitungsverfahren (Schiedsgerichtsbarkeit, Diversion, Mediation), die in jüngerer Zeit beständig in immer mehr Rechtsbereiche Eingang gefunden haben und sich zunehmend als Möglichkeit der effektiven Streitbeilegung etablieren. Die Autoren der Einzelbeiträge sind in diesem Buch vertreten.

“Die Geschichte(n) der württembergischen Staatsanwaltschaften”

Hrsg. Klaus Pflieger im IPa Verlag oHG Vaihingen-Enz, 2009, ISBN: 978-3-933486-71-4

Der Titel beschreibt das Thema wobei es nicht ausschließlich um die Entwicklung, die heutige Stellung und einen Ausblick geht. Es gibt genauere Hinweise in die Staatsanwaltschaften om OLG-Bezirk Stuttgart und beschreibt besondere Ereignisse und Strafprozesse. Interessante Verfahren (RAF, Konrad Kujau als Fälscher, Schlecker Entführung, Polizistenmord in Heilbronn, usw.) werden dargestellt. Die Gerichtshilfe findet sich dort gleichfalls wieder. Die Mehrzahl der Beiträge stammen von Justzpraktikern.

Das Buch ist kurzweilig zu lesen und nicht nur für Insider eine interessante Lektüre.

“beraten und verkauft“

von Thomas Leif, Bertelsmann-Verlag, 2006, ISBN: 3-570-00925-4

Das Buch befasst sich mit dem Einfluss der Consultingfirmen ( Beratungs- unternehmen) in der Wirtschaft, Industrie und öffentlichen Verwaltung sowie Politik. Es beschreibt wie Arbeitsplätze zu Tausenden weg rationalisiert werden. Die Beratungsunternehmen entlasten die Entscheidungsträger übernehmen jedoch keine Verantwortung für die Folgen ihrer Empfehlungen. Der Verfasser beschreibt die Vernichtung gewaltiger privater und öffentlicher Mittel, die Gefährdung der Zukunft von Unternehmen und die Untergrabung der Kernaufgaben von Parlamenten und Verwaltungen.

Große Teile des Buches welches leicht und verständlich zu lesen ist befasst sich mit der öffentlichen Hand, der Reform von staatlichen Einrichtungen und liefert Hintergrund- informationen. Die Beratungsunternehmen sehen diesen Markt mit einem deutlichen Wachstum als besonders Interessant an. Politik und Rechnungshöfe, Ankündigungen von erheblichen Mitteleinsparungen und konträr hierzu die ernüchternden Ergebnisse lassen dieses Buch zu einer wichtigen Pflichtlektüre werden. Entscheidungen sind deutlicher erfassbar. Praktiker können für zukünftige Aktionen insbesondere bei der Ankündigung von notwendigen Reformen besser Zusammenhänge und Handlungsabläufe frühzeitig erfassen und aktiver gezielter eigene Vorstellungen platzierter einbringen sowie eigene Vorstellungen initiieren.

„Schaut endlich hin!”

von Margalith Kleijwegt , Herder Verlag, 2008, ISBN:978-3-451-29823-3

Wie Gewalt entsteht – Bericht aus der Welt junger Immigranten M. Kleijwegt , Journalistin und Autorin, lebt in Amsterdam. Sie hat in London als Sozialarbeiterin gearbeitet. Als Journalistin arbeitete sie bei verschiedenen Medien, hat dort Probleme der multikulturellen Gesellschaften analysiert. Für dieses Buch ging sie ein Jahr lang in ein Amsterdamer Problemviertel mit einem sehr hohen Ausländeranteil. Sie beschreibt das Alltagsleben muslimischer Jugendlicher. Es geht um den Einblick in die dortige Lebenswelt, Erziehungsstile und Erziehungspraktiken der Eltern. Die Verfasserin schaut hin und beschreibt. Wir können diese Darstellungen auf unsere Verhältnisse in Deutschland übertragen. Ihre Beobachtungen begann sie 2003 und sind noch heute in den Schlussfolgerungen aktuell.

Dieses Buch ist sehr empfehlenswert und kann im Abgleich mit dem Buch von Kirsten Heisig gute, klare Erkenntnisse für die eigene Arbeit bringen. R.D.Hering

„Das Ende der Geduld“

von Kirsten Heisig, Herder Verlag, 2010, ISBN:978-3-451-30204-6

Die Ende Juni verstorbene Autorin war seit 20 Jahren in der Berliner Justiz und dort am längsten als Jugendrichterin tätig. Sie fordert klare Konsequenzen für jugendliche Gewalttäter. In der Beschreibung von Vorkommnissen gibt sie Beispiele und Hinweise, wie man diesen Auffälligkeiten begegnen kann. Sie verweist auf Erkenntnisse und Entwicklungen in anderen Städten und Regionen, die Notwendigkeit sich auszutauschen und Versuche von präventiven Ansätzen ob ihrer Übernahmemöglichkeit zu prüfen.

Dieses Buch bringt nicht nur Erkenntnisse für Mitarbeiter im Jugendstrafrecht sondern auch für Fachleute aus dem allgemeinen Strafrecht.

„Leben und Arbeiten mit türkischen und muslimischen Familien“

von Cemil Sahinöz, Achalm Wissenschaftsverlag,2010, ISBN:978-3-942544-02-3

Der Autor spricht von einem einfühlsamen Ratgeber. Das Buch richtet sich in Erster Linie an Multiplikatoren, die mit türkischen Familien arbeiten. Hier sollten Sich aus dem Bereich der Strafrechtspflege gleichermaßen Polizisten, Staatsanwälte, Richter und Sozialarbeiter angesprochen fühlen. In einer klaren Gliederung, gut unterteilt und mit eingängigen Beispielen ergänzt, gelingt es dem Verfasser grundlegendes Wissen darzustellen und zu vermitteln. Widersprüchliches wird begreifbar und auflösbar. Fachleute wie z.B. Staatsanwälte und Richter finden hier Erkenntnisse und Antworten für den Umgang mit dem Klientel, Gespräche und Fragestellungen. Es können entscheidende Hilfen insbesondere bei der Einschätzung von erwarteten Antworten auf Fragen in den Hauptverhandlungen sein.

m.E. sehr empfehlenswert. R.D.Hering